Auszug aus dem Vortrag " Seine Sehnsucht leben, der Weg zu Heilung und Entfaltung"

3. Spiritueller Hintergrund

a. Wünsche hinter den Wünschen

Hinter allen unseren üblichen Wünschen steht ein tieferer Wunsch und hinter diesem etwas wie eine endgültige Sehnsucht und genau dahin werden wir geführt, wenn wir diesen unseren Wünschen folgen. Am leichtesten ist dies erkennbar, wenn wir bei unseren materiellen, ganz normalen Wünschen beginnen: Beispielsweise träumt jemand von einem eigenen Haus. Ein ganz normaler und verständlicher Wunsch, den man, wie es scheint, nicht zu hinterfragen braucht. Tut man es dennoch, so könnte man eventuell auf Bedürfnisse stoßen, die einem vorher nicht wirklich bewußt waren. Das, was dahinter liegt, könnte eine Sehnsucht nach Geborgenheit, Schutz und Sicherheit sein, welche sich so ausdrückt und sich durch ein Haus Erfüllung verspricht, oder das Bedürfnis nach Prestige und Bewunderung, worin sich wohl der Wunsch geliebt zu werden versteckt. Sich ein Haus zu bauen oder zu kaufen ist selbstverständlich gut und kann eventuell auch diese Qualitäten ins Leben bringen, vielleicht aber auch nicht, denn so mancher sitzt in einem wundervollen Haus und fühlt sich weder geborgen, noch geliebt, noch sonst etwas, um was es eben eigentlich ging. Aus diesem Grund ist es nicht nur einfacher, sondern auch erfolgversprechender sich um den Mangel direkt zu kümmern, um diese noch nicht oder zu wenig entwickelte Qualität zu erhalten. Bemühen wir uns also in diesem Fall um Geborgenheit und manifestieren dieses Gefühl in unserem Leben, was nicht unbedingt ganz einfach ist und wahrscheinlich einen längeren Prozess nötig macht, so mag der Kauf eines Hauses eventuell gar nicht mehr nötig sein. Wir stoßen also hinter unseren materiellen Wünschen immer auf eine Qualität, die diesem Wunsch zugrunde liegt. Es hört sich vielleicht etwas platt an, aber in dieser Hinsicht stimmt es schon, daß die materiellen Wünsche meist nur Ersatzbefriedigungen sind.
Sind wir nun bei den Qualitäten, die hinter unseren Wünschen stehen, angekommen, so merken wir, daß wir noch nicht das Ende unserer Sehnsucht erreicht haben. Wir spüren, daß unserem Verlangen nach Frieden, Lebendigkeit, Macht, Liebe, Meisterschaft, Einsicht u.s.w. eine noch tiefere Sehnsucht zugrunde liegt und daß unser Bedürfnis nach Entfaltung uns zu einer Selbstverwirklichung führt, die unser begrenztes und gefährdetes Sein als Ego überwindet. Es ist uns durchaus klar, daß unsere persönlichen Qualitäten nicht wirklich genügen und so wollen wir teilhaben an der Kraft, die dieses Universum bewegt, an der Intelligenz, die es lenkt und an der Liebe, die es nährt. Es ist irgendwie der alte Wunsch gottgleich zu werden oder wie wir heute sagen würden, unser göttliches Potential zu entdecken, unser göttliches Erbe anzunehmen und zu leben.
Wenn wir davon ausgehen, daß der Mensch sich grundsätzlich irgendwie einsam und verloren fühlt in einer feindlichen Welt, die ihm beständig alles abverlangt in einem gnadenlosen Existenzkampf, dann wird verständlich, daß da eine immerwährende Sehnsucht ist nach Geborgenheit, nach einem Aufgehen im Ganzen, in einer letztendlichen Dimension: Es ist das Erleben von Einheit , das Ziel jedes spirituel Suchenden oder Mystikers, das Ziel jeder Seele.
Und nicht nur der existentiell Gebeutelte, sondern auch der gut situierte, eben jeder Mensch kann diese Sehnsucht spüren. Warum auch sonst sind überall auf der Welt Religionen entstanden, wenn nicht deshalb, um den Menschen einen Weg zu zeigen zu ihrer Heilung, zu ihrem Heil, zur Erfahrung von Einheit in dieser unendlichen Vielfalt. Dieses religiöse Bedürfnis, dieses Eintauchen in eine fraglose Geborgenheit, in das Urvertrauen selbst, das ist, nachdem wir unsere Erfahrungen in der Existenz gemacht haben, der eigentliche Sinn und Zweck unserer Reise hier auf Erden. Es ist dieses wieder Heimkehren, von wo aus wir aufgebrochen sind.